Let´s talk trust - wie können wir das Vertrauen unseres Pferdes gewinnen

Let´s talk trust - wie können wir das Vertrauen unseres Pferdes gewinnen

Wertvolle Tipps, wie ihr das Vertrauen eures Pferdes gewinnt & erhaltet

In zwischenmenschlichen Beziehungen bildet Vertrauen die Basis. Ist diese Vertrauensbasis erst einmal erschüttert oder gar vollständig zerstört, ist es sehr schwer und in einigen Fällen unmöglich, die Beziehung auf derselben besonderen Ebene weiterzuführen, wenn sie nicht gar völlig daran zerbricht. Vertrauen ist ein ganz besonders wertvolles Geschenk, dem es mit der nötigen Achtsamkeit zu begegnen gilt. Auch in der Beziehung mit meinem Pferd sollte Vertrauen die Basis bilden und konstanter Begleiter unserer gemeinsamen Geschichte sein. 

Können Fluchttiere überhaupt Vertrauen gewinnen?

Als Fluchttiere beobachten Pferde ihre Umgebung zu jeder Zeit sehr genau und reagieren hoch sensibel auf äußere Einflüsse. Jeder von euch hat bestimmt schon die faszinierende (für mich einfach jedes Mal wieder) Beobachtung gemacht, dass sich in einer Pferdeherde nie alle Mitglieder gleichzeitig zum Ausruhen hinlegen. Mindestens einer wird immer als Aufpasser abgestellt, um im Ernstfall - Raubtier pirscht sich an ODER ich nähere mich mit dem Gartenschlauch, um frisches Wasser nachzufüllen – Alarm schlagen zu können und den Gefährten rechtzeitig zur Flucht zu verhelfen. Faszinierend ist diese Beobachtung vor allem auch deshalb, weil uns das Aufpasser-Pferd in seiner Beschützerrolle bereits einiges über das Wesen von Vertrauen lehrt. Ruhig und gelassen steht es dort und gibt den anderen damit bereits ausreichend Sicherheit, um zu ruhen. Sie können sich in dem Moment vollständig auf ihren Aufpasser verlassen. 

Ich habe hier 3 Tipps für euch zusammengestellt, die ich persönlich als sehr wertvoll erachte, um das Vertrauen eures Pferdes zu gewinnen und zu erhalten. Auch geben sie vielleicht Anstoß dazu, einmal zu schauen, wie es eigentlich um euer Vertrauen zu eurem Pferd bestellt ist. Bitte behaltet im Hinterkopf, dass keine Maßnahme von heute auf morgen funktionieren kann. Es gibt keinen Knopf, den man drückt, um von jetzt auf gleich Vertrauen zu bestellen. Gerade das macht unter anderem seinen Wert und seine besondere Tiefe aus. 

So let’s talk trust!

Hier meine 3 Tipps, um Vertrauen eures Pferdes zu gewinnen:

Tipp 1 ★ Wenn du es eilig hast, mach langsam!

Es liegt in ihrer Natur als Fluchttiere, dass Pferde äußerst sensibel auf ihre Umgebung reagieren. Das schließt uns und unsere Stimmung mit ein. Also achte doch einmal darauf, mit welchem Mindset du deinem Pferd begegnest und inwiefern deine Stimmung sich unter Umständen auf eure gemeinsame Zeit auswirkt (positiv wie auch negativ).

Warst du die letzten Male häufig gestresst, verärgert, ängstlich, unsicher, ungeduldig oder abgelenkt? Hast du dein Pferd vielleicht vermehrt unter Zeitdruck besucht, weil es dein Terminkalender nicht anders möglich gemacht hat?

Für den Fall, dass du nun vermehrt mit dem Kopf nicken musstest und dich an derartig Negatives erinnerst, lohnt es sich definitiv hier mal genauer hinzuschauen. Der Zeitfaktor spielt im Hinblick auf unsere Energie nämlich eine ganz besonders wichtige Rolle.

Dazu der Tipp meiner Großtante:

Meine Großtante pflegt immer gerne zu sagen: „Wenn du’s eilig hast, mach langsam.“ Einen Spruch, dessen Wahrheitsgehalt ich erst heute richtig verstehe. Er klingt so einfach und diese paradoxe Intervention erschließt sich auch nicht gleich. Die Momente, in denen wir es besonders eilig haben und besonders gestresst sind, sind nämlich genau die, in denen wir mal einen Gang runter schalten sollten. Warum? 

Weil wir, wenn wir schnell tun, unsere Achtsamkeit verlieren, in alten Mustern handeln und unser Gehirn nicht alle Wahrnehmungen zur Verfügung stellt. In uns steckt auch ein Fluchtmodus und ein Kampfmodus. Unsere Stressmuster sind quasi Fight und Flight. 

  • Begegne deinem Pferd in deiner besten Energie – schon die Tatsache, dass du dir (vor dem Besuch beim Pferd!) deine Emotionen bewusst machst, ist ein Schritt in die richtige Richtung. 
  • Plane ausreichend Zeit ein - ohne Zeitdruck im Nacken kannst du die Zeit ganz anders genießen und strahlst Ruhe aus, was deinem Pferd ein gutes und sicheres Gefühl geben wird und eure Bindung stärkt.
  • Gewichte Qualität vor Quantität – ausschlaggebend ist nicht, wie viele Tagesordnungspunkte du während eines Besuchs bei deinem Pferd von der Liste in deinem Kopf abarbeiten kannst. Wenn heute „nur“ Zeit für ein kleines Hallo, ein Leckerli und Nase-Ins-Flauschige-Fell-Drücken bleibt, wunderbar, hier geht Qualität nämlich ganz klar vor.

Tipp 2 ★  Routinen geben Sicherheit und gewinnen das Vertrauen deines Pferdes - Dein Pferd kann auf dich zählen!

Geht es um Vertrauen, spielt neben Geduld, Zeit und Emotion auch die Routine eine wichtige Rolle. Als Herdentier ist dein Pferd evolutions-biologisch an gewisse Hierarchien und Strukturen gewöhnt, fordert diese sogar ein und testet in regelmäßigen Abständen ihr (Noch-)Vorhandensein. Das Leittier gibt seiner Herde die Richtung vor und führt sie an. Für euer Vertrauensverhältnis ist es daher bedeutend, dass dein Pferd auch dich während eurer gemeinsamen Zeit als „Leittier“ respektiert und sich in dieser Rolle auf dich verlassen kann. Routinen sind eine gute Möglichkeit, dir diese Stellung zu erarbeiten und dich langfristig als, in den Augen deines Pferdes, ausreichend kompetent zu erweisen. Fühlst du dich in deiner Position noch sehr unwohl, ist es nicht unüblich, dass sich kleine Unarten einschleichen, die sowohl dich als auch dein Pferd in eurer jeweiligen Rolle verunsichern und langfristig nicht unbedingt förderlich fürs gegenseitige Vertrauen sind. 

ACHTUNG

Was man schnell mal als niedliche Sturheit abtut, kann oftmals schon erstes Anzeichen dafür sein, dass sich etwas in eurer Beziehung nicht im Gleichgewicht befindet. Zu solchen „kleinen Unarten“ zählen, meiner persönlichen Erfahrung nach, beispielweise die Verweigerung den Huf beim Auskratzen anzuheben (hat immer prima funktioniert, auf einmal wird das Gewicht scheinbar absichtlich verlagert), das ein- oder beidseitig herrschende Missverständnis man sei seines Pferdes Schubber- oder Kratzbaum (von mir auch lange lange Zeit als Zeichen der Zuneigung angesehen, ABER kann richtig weh tun und sollte sofort unterbunden werden) oder auch das Nicht-Stillstehen-Wollen meines Pferdes beim Aufsteigen, sobald mein Fuß den Steigbügel berührt (hüpfender Weise schafft man es dann sich wenig elegant in den Sattel zu hieven).

Alle drei Beispiele haben einen gemeinsamen Nenner – Mangel an Achtung und Respekt.

Allesamt können sie Ausdruck dafür sein, dass du und dein Pferd euch noch nicht ganz auf einer Wellenlänge befinden und auch dafür, dass du deine Rolle als Leittier noch nicht ausreichend zuverlässig erfüllst.

Durchsetzungsvermögen, liebevolle Strenge und Konsequenz sollten von dir daher sehr ernst genommen werden und Teil deiner Routine sein.

Natürlich können oben genannte Beispiele auch Anzeichen dafür sein, dass dein Pferd in irgendeiner Form Unwohlsein verspürt. Vielleicht ist sein häufiges Herumgetänzel auf Probleme mit Muskulatur oder Balance zurückzuführen. Hegst du Bedenken in diese Richtung, dann hol dir bitte Rat und Unterstützung beim Fachmann. In einigen Fällen lohnt es sich auch, den Sattler mal einen Blick auf die Passform deines Sattels werfen zu lassen. Nicht immer sitzt er ideal und kann für unangenehme Druckstellen sorgen. Du möchtest sichergehen, dass dein Pferd schmerzfrei ist, bevor ihr zwei mit der Arbeit beginnt. 

Vielleicht hast du ja schon ganz unbewusst eine bestimmte Routine für euch entwickelt. Falls nicht, ist es nie zu spät damit zu beginnen. 

Routine-Ideen, um Vertrauen deines Pferdes zu gewinnen und zu verstärken

  • Mache Putzen zur Routine – das Putzen dient nicht nur der Reinigung deines Pferdes, sondern bietet darüber hinaus eine tolle Möglichkeit für euch beide ein Stück weiter am Vertrauensband zu knüpfen. Auch an den Tagen, an denen du keine physische Arbeit von deinem Pferd erwartest, kann Putzen Teil eurer gemeinsamen Routine sein.
  • Gib Übungsphasen einen Rahmen – rahme jede Übung mit Leckerlis (oder besonderem Lob) ein. Gib deinem Pferd vor und nach der Übung eine Belohnung, sodass du sowohl Anfang als auch Ende der Übung markierst.
  • Übe dich selbst in Konsequenz – du möchtest deinem Pferd ein verlässlicher Gefährte und gutes Beispiel sein. Daher ist es wichtig, dass du dir vor der Übung ein realistisches Ziel setzt und dieses auch durchsetzt. Steige bspw. erst dann in den Sattel, wenn dein Pferd ganz ruhig neben dir steht (auch wenn dies dauern mag).
  • Am Ball bleiben – Veränderungen brauchen eine Weile bis sie zur Routine werden, daher solltest du konsequent an ihnen arbeiten und sie eine ganze Weile beibehalten, bevor du sie durch etwas Neues ersetzt.

Tipp 3 ★ Bodenarbeit kann dich gut unterstützen, das Vertrauen deines Pferdes zu gewinnen. Manchmal lohnt es sich auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben! 

Dass das Glück der Erde auf dem Pferderücken zu finden ist, wird wahrscheinlich jede(r) Reiter(in) so unterschreiben. Wenn man nach dem Reiten aus dem Sattel steigt, schwebt man schon mal gerne einige Zentimeter über dem Boden. Bestehen allerdings Vertrauensprobleme zwischen dir und deinem Pferd, lernt ihr euch gerade erst kennen oder hast du das Gefühl, dass du beim Reiten keine Fortschritte erzielst, kann Bodenarbeit eine sinnvolle und vertrauensschaffende Alternative darstellen.

Du brauchst wenig bis gar kein Equipment, solltest allerdings darauf achten, die Bodenarbeit in einer für dich und dein Pferd sicheren Umgebung durchzuführen (Round-Pen, Reitplatz oder Reithalle), sodass es sich beim Herumtoben nicht verletzen kann. Die Arbeit vom Boden aus kann von dir ganz individuell, interessant und abwechslungsreich gestaltet werden, was auch die Aufmerksamkeit deines Pferdes weckt und es empfänglicher für dein Vorhaben macht.

Vielleicht nimmst du die Bodenarbeit neben dem Reiten ja sogar als festen Bestandteil in eure Wochenroutine auf? :)

Meine eigene Geschichte, Vertrauen bei meinen Pferden zu gewinnen

Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass Bodenarbeit fürs eigene Selbstvertrauen unwahrscheinlich förderlich ist. Als junge Reitanfängerin fiel ich unzählige Male (und das ist wirklich keine Untertreibung) vom Pferd. Im wöchentlichen Reitunterricht war zu 98,99% ich diejenige, die vom Rücken eines der Endmaßponys segelte. Mit jedem Sturz wurde mein Selbstvertrauen kleiner und das Aufsteigen schwerer. Hinzu kamen Scham und Angst als ständige Begleiter vor und während des Reitens. Im Reitschulbetrieb war es darüber hinaus nicht wirklich möglich eine Vertrauensbeziehung zu einem der Schulpferde(-Ponys) aufzubauen und so auch ihre jeweiligen Charaktere besser kennenzulernen. Dort wurde man häufig erst unmittelbar vor Beginn der Reitstunde einem der Pferde zugeteilt. Die Angst, die ich dort gelernt hatte, bin ich sehr lange nicht wieder losgeworden. Später hat es mir im Umgang mit unseren eigenen Pferden (insbesondere natürlich in der Phase des Kennenlernens) sehr viel Zutrauen geschenkt, zunächst mit Bodenarbeit zu beginnen. Beide Parteien sind geerdet und haben die Chance sich Eye-To-Eye zu begegnen. Du kannst dich in Körpersprache üben und wirst lernen, wie aufmerksam dein Pferd dich beobachten und wie sensibel es auf deine Bewegungen reagieren wird. Auch hier gilt wie immer – Geduld und Zeit mitbringen, sich nicht stressen lassen und vor allem mit Spaß an die Sache herangehen. 

  • Bodenarbeit stärkt das Vertrauen zwischen dir und deinem Pferd sowie dein eigenes Selbstvertrauen – denke daran, dass Bodenarbeit in einer sicheren Umgebung durchgeführt werden sollte, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Übung macht den Meister – erwarte nicht direkt zu viel von dir und deinem Pferd. Das Tolle an der Arbeit vom Boden aus ist ja unter anderem auch, dass der Leistungsfaktor in den Hintergrund tritt.
  • Bodenarbeit braucht nicht viel Equipment – habe Geduld und Zeit im Gepäck, damit Stress erst gar nicht aufkommen kann.
  • Bodenarbeit ist interessant, abwechslungsreich und macht Spaß – eine gute Zeit miteinander zu verleben, kann Wunder fürs Vertrauen wirken.

Möchtest du mehr über das Thema Bodenarbeit erfahren oder benötigst gezielt Anleitung zu Übungen und Equipment, dann kann ich dir als bekennender Bücherwurm neben der Internetrecherche folgende Literatur empfehlen:

  • Bodenarbeit mit Pferden – Abwechslungsreiche Übungen, die Spaß machen von Sigrid Schöpe  
  • Bodenarbeit mit Pferden – Pferd gymnastizieren, Pferd trainieren und vieles mehr! Von Pferde Kompaktwissen (Zusammenschluss verschiedener Autoren, die ihre Expertise zu unterschiedlichen Themen teilen)
  • Bei Interesse schau gerne auch einmal beim Blog PFERDEFLÜSTEREI vorbei. Hier findest du neben vielen anderen Themen auch Informationen rund um die Bodenarbeit inklusive Übungsanleitungen und Hinweisen zu Ausstattung und Equipment. Zudem ein sehr liebevoll gestalteter Blog und absolut lesenswert!

Ich hoffe, du hattest Freude beim Lesen! Vielleicht konntest du dich und dein Pferd ja sogar in einigen der Tipps wieder finden oder hast ein paar neue Ideen dazu gewonnen, um eure gemeinsame Zeit zu gestalten.  

 

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